Nachdem im Oktober bekannt wurde, dass eine achtköpfige Familie Opfer der verheerenden Brandkatastrophe des Eschbachhofes geworden ist, horchten die Schorndorfer LandFrauen auf. Über verwandtschaftliche Wege erfuhr man, dass die junge Frau des Landwirts, Mutter von sechs Kindern, ihre Wurzeln in Schorndorf hat. Beherzt griffen die hiesigen LandFrauen den Trossinger Spendenaufruf der dortigen Kreislandfrauen auf, veröffentlichten diesen im eigenen Bildungsprogramm, auf Facebook und in der Lokalpresse. So ergab das Trossinger Spendenkonto einen aktuellen Stand von über 60.000 Euro – wovon laut der dort verantwortlichen und bisherigen Kreisvorsitzenden Esther Messner ein ganz erheblicher Teil aus dem Schorndorfer Raum stammte – was die Organisatorinnen natürlich außerordentlich erfreute.
Doch damit nicht genug.
Spontan wurde vor vier Wochen in der Schorndorfer Vorstandschaft beschlossen, dass die eigens hergestellten Strickwaren und andere Handarbeiten auf dem Wochenmarkt zugunsten der geschädigten Familie verkauft werden sollen. Mit dem dort aufgestellten Spendenglas, das auch auf der Adventsfeier der LandFrauen weiter befüllt wurde, kamen mit dem Verkaufserlös sowie einem Anteil aus der Vereinskasse insgesamt 3.000 Euro zusammen. Stolz über dieses Ergebnis war es den Vorstandsfrauen wichtig, den Betrag persönlich zu überbringen und somit auch ihre emotionale Verbundenheit „von LandFrau zu LandFrau“ zum Ausdruck zu bringen.
Also fuhren vier Damen anfangs der Woche nach Trossingen und übergaben der Familie nicht nur den
hübsch verpackten Geldbetrag, sondern auch noch symbolische Geschenke: einen Brotlaib zur Stärkung von Leib (und Seele), eine große, individuell gestaltete Kerze im Glas als Licht der Hoffnung und Zeichen der Wärme, außerdem Restbestände der handgestrickten Socken – für jedes Familienmitglied mindestens ein Paar.
Dass die LandFrauen nicht nur untereinander und lokal zusammenstehen, sondern auch kreis- und verbandsübergreifend Solidarität, Hilfsbereitschaft und Zusammengehörigkeit zeigen, kam bei dieser Aktion auf eindrückliche Weise zum Ausdruck.
Auch Vertreterinnen der KreislandFrauen Tuttlingen, die dem LandFrauenverband Württemberg-Hohenzollern angehören, verstärkten die Begegnung und lobten das Engagement der Schorndorferinnen für den abgebrannten Eschbachhof – was leider auf Brandstiftung zurückzuführen ist.
Dass durch die Katastrophe die Landwirtsfamilie vor dem Nichts steht, der Bauernhof, Stall mit Lagerhallen, Fahrzeuge und Maschinen zerstört wurden sowie über 100 elend verendete Tiere zu beklagen sind und auch das derzeit unbewohnbare Wohnhaus wieder renoviert werden muss, ist die eine Seite. Mit welchen bürokratischen Tiefschlägen, Hindernissen und traumatischen Erlebnissen die Betroffenen jedoch zu kämpfen haben, davon berichtete im weiteren Gespräch am Tisch der Kreisvorsitzenden offen Hofinhaber Martin Benzing. Zum Beispiel darüber, wie schwierig und herzzerreißend es war, die toten Kühe und das Jungvieh unter Stahltrümmern und verschmolzenen Dächern hervorzuziehen und unter unvorstellbaren Zuständen zu bergen. Besonders erschwerend kam hinzu, dass die kriminaltechnischen Umstände und die einhergehende Bürokratie zusätzliche Kraft kostete. Unnötige Diskussionen über Zuständigkeiten und Vorschriften von Veterinäramt, Polizei und Versicherungen verschärften noch die Lage.
Auch wenn man sich als Besucher und Außenstehender nicht vorstellen mag, wie eine derartige Katastrophe bei den Bewohnern nicht nur praktisch aufgearbeitet wird, sondern auch seelisch (das jüngste Familienmitglied ist 7, der älteste Sohn 23), keimt Hoffnung auf. Der Zweitälteste, ebenfalls gelernter Landwirt und zukünftiger Meister, will die
Hofnachfolge übernehmen. Ein Lichtblick für alle. Gemeinsam machen sie sich Stück für Stück an die Aufräum- und Entsorgungsarbeiten. Trotz mancher schlafloser Nächte betont Martin Benzing die überwältigende Hilfsbereitschaft der Menschen, spricht über den kraftspendenden Zusammenhalt mit den Familien der umliegenden Höfe und ist dankbar für die große Unterstützung, die sie erfahren dürfen. Auch von Schorndorf. Was ihn jedoch nie loslassen wird und im Gedächtnis eingegraben hat, ist der Anblick der über 100 umgekommenen Tiere, (darunter auch drei Pferde).
Mit diesen aufwühlenden Eindrücken fuhren die Schorndorferinnen nach Hause. Es ist ihnen weiterhin ein Anliegen, die größte wirtschaftliche Not lindern zu helfen (immerhin hat die Familie derzeit im Grunde keine Einkünfte), weshalb das Spendenkonto weiterhin noch eine Zeitlang bestehen bleiben soll. Wer noch etwas beitragen möchte, kann auf folgendes Konto überweisen:
Volksbank Trossingen:
Empfänger: LandFrauen Kreisverband TUT e.V.
Spendenkonto Eschbachhof
IBAN DE27 6429 2310 0042 5410 00
Die Spenden gehen zu 100 Prozent an die betroffene Familie. Spendenquittungen können nicht ausgestellt werden.
c/o Helga Knauß-Auwärter (Ehrenvorsitzende)